Mein lieber Freund!
Sie werden schon
jezt
hinlänglich eingesehen haben, daß wenn ich meine
Briefe auch nicht mit guten
Gedanken ziere, ich sie dafür mit den reichsten
ortographischen Fehlern
ausstatte, es hat damit ein ganz sonderbares Bewandtniß. Wenn
ich übersehe was
ich geschrieben, so bemerke ich selten einen Fehler, kaum ist der Brief
weggeschikt, und ich überdenke was er enthält, so
präsentiren sich in meinem
Gedächtniße nach der Reihe eine ganze Menge
neckischer Unrichtigkeiten, und ich
bin beschämt und geplagt. So gieng mir die Sylbe Rath wie ein Rad im Kopfe herum, und hat mir
vielleicht ein paar Stundenlang so viel Sorge gemacht, als einem
ehrgeizigen
Menschen der sich um den Titel bestrebt, – Eitelkeit, oder
Ehrgeiz [...] und
Kinderpossen "O närrische Leute, O komische Welt!" mir geht es
mit
den Schreibfehlern wie Manchen Leuten mit dem Stottern, es sind eben
Fehler – die
Man schwehrlich je verlernt. [...]
Nein Sie sollen nicht kommen! und wenn der
König Sie in
seinem Staatswagen wollte herbringen laßen, Sie
dürfen und sollen nicht kommen!
wollen Sie mir denn durchaus nichts als Kummer, und Herzeleid machen,
Sie ungerathner?
– ? – – Schriftsteller!! Hier ist es gar
zu todt und einförmig, und da werden
Sie dann mit in die Langeweile hineingeschleppt. Gedulden Sie sich doch
nur, es
kann ja in keinem Falle lange währen, daß Sie mit
Cotta über Ihre
Angelegenheiten sprechen können, wegen Ffurter
Theaternachrichten, könnten Sie
sich doch wohl an einen Bekannten wenden [...].
Und nun von mir und unsern
Freunden viele Glückwünsche zu Ihrer
häuslichen Niederlassung. Die Kuchen und
sonstige schöne Haussteuergeschenke sollen schon nachkommen.
Bleiben Sie nur
bei Ihren guten Vorsätzen, sparen Sie nur so viel Sie
können, und denken Sie
nur immer dabei Sie wären, wenn auch kein –
englischer Prinz, aber doch ein
Prinz, so eine poetische Idee ist immer gut, und sättigt
manchmal statt aller
wirklicher Kost, wenn nun am Ende noch gar ein ordentlicher Mensch
übrig
bleibt, so ist das schon Gewinnstes genug, und mehr als sich vielleicht
Mancher
wirkliche Prinz zuschreiben darf.
Darf ich nun hoffen daß Ew:
Durchlaucht huldvoll die Gnade haben
werden, mir – baldigst – von einigen litterarischen
Arbeiten Kunde werden zu
lassen, meine, und ganz Deutschlands Wünsche vereinigen sich,
dieses Geschenk
nach so – – langer Entbehrung in tiefster
Unterwürfigkeit von Ew: Durchlaucht
zu erbitten.
Und
nun mein fürstlicher Freund,
bedenken Sie daß unsre Briefe Zwillinge sind, und
daß so lange der eine noch in
den Windeln liegt, der Andre auch nicht auf die Beine kömmt,
zu Beider
Wachsthum ist also erforderlich, gute Nachrichten von Ihrem Wohlergehen
und –
Ihrem Fleiße. Leben Sie recht wohl, und so vergnügt
wie es von ganzem Herzen
wünscht
J.
Wohl.
(Frankfurt, 27. August
1821)
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