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Abteilung VI
Persönlichkeiten des öffenlichen Lebens:
Die neue Abteilung VI Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens stellt eine heterogene Gruppe von Personen jüdischer Herkunft vor, die auf Grund ihrer kulturellen, politischen, wirtschaftlichen oder sportlichen Leistungen im 19. und 20. Jahrhundert eine wichtige Rolle in der Gesellschaft Deutschlands und Europas spielten.
Stellvertretend für die wachsende jüdische Finanzmacht seien zum Beispiel die Rothschilds genannt, die ab 1760 ihr Finanzimperium von Frankfurt aus auf Wien, London, Neapel und Paris ausweiteten. Mit dem Bankhaus Arnstein und Eskeles verbunden ist Fanny von Arnstein, die die Berliner Salonkultur nach Wien brachte und für ihre Gesellschaften während des Wiener Kongresses 1815 berühmt war. Die publizistischen und politischen Aktivitäten des Hamburger Juristen Gabriel Rießer während der 1848er Revolution trugen ihm den Ehrennamen "Anwalt der deutschen Juden" ein und gaben dem deutschen Judentum reformerische Anstöße.
Der Prozess und die Verurteilung des französischen Generalstabsoffiziers Alfred Dreyfus erhitzte die Gemüter und löste eine antisemitische Kampagne aus. Sie gab Theodor Herzl 1894 für die Ausformulierung seines zionistischen Programms wichtige Impulse. Rosa Luxemburg, wegen ihrer pazifistischen Agitation während des Ersten Weltkriegs inhaftiert, gründete mit Karl Liebknecht 1917 den Spartakusbund und 1918 die kommunistische Rote Fahne. Walther Rathenau, 1922 zum Außenminister der Weimarer Republik ernannt, hatte jahrelang die AEG geleitet. Albert Ballin, der Hamburger Reeder, war seit 1899 Generaldirektor der Hamburg-Amerika-Linie (Hapag), aus der die noch heute bestehende Hapag-Lloyd hervorging. Sie alle und viele weitere bekannte aber auch heute weitgehend vergessene Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens werden in der neuen Abteilung der Reihe Dokumentation zur jüdischen Kultur in Deutschland gewürdigt. Die Zeitungsausschnitte der Steininger Sammlung belegen die bedeutsame Stellung dieser jüdischen Persönlichkeiten in der Gesellschaft des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts und bieten einen historischen Überblick über ihre Einflussnahme in den unterschiedlichsten Gebieten des öffentlichen Lebens. Die Vielfalt der Lebensschicksale wird ebenso deutlich wie die enge Verflechtung von Politik, Kultur, Wirtschaft und Bildung.
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